Wiegenlied (1912)
Artist: Abraham Zvi Idelsohn (1882-1938)
Lyrics: Aus „Des Knaben Wunderhorn“ (1806-1808)
Tune: Joh. Friedrich Reichardt (1752-1814)
Dieses Einschlaflied für kleine Kinder wurde wie Reichardts Melodie zum Mondlied (Nr.6.) zum Volkslied.
Älteste überlieferte Fassung ist ein Text- und Melodiefragment der ersten Strophe, 1611 ein Quodlibets bei Melchior Franck (wiki). In „Des Knaben Wunderhorn“ gibt es eine niederdeutsche Fassung als Vorlage, die weiteren Strophen sind Hinzudichtungen von Clemens Brentano. Es existieren 36 Textvarianten (Franz Magnus Böhme, 1897).
Idelsohn lässt die dritte Strophe weg: Christkindlein hat ein Schaf, ist selbst das liebe Gotteslamm, das um uns all zu Tode kam.
Auch die Strophen fünf und sechs des Wunderhorns hat er nicht übernommen:
Schlaf, Kindlein, schlaf, Schlaf, Kindlein, schlaf,
und blöck nicht wie ein Schaf, geh fort und hüt die Schaf,
sonst kömmt des Schäfers Hündelein geh fort du schwarzes Hündelein
und beißt mein böses Kindelein, und weck mir nicht das Kindelein,
schlaf, Kindlein, schlaf. schlaf, Kindlein, schlaf.
Ludwig Achim von Arnim und Clemens Brentano gaben „Alte deutsche Lieder“ heraus und nannten die Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“.
Hier finden sich 723 Liebes-, Soldaten-, Wander- und Kinderlieder vom
Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert (wiki). Es werden aber nur die Texte überliefert!
Vom damalig aufgekommenen Nationalgefühl ergriffen suchte man die germanische literarische Vergangenheit. Bei der „Wiederherstellung“ der Texte stritt man zwischen Naturpoesie und Kunstpoesie. Goethe fand einen Kompromiss, da er die Vorlage sowohl für die damaligen im einfachen Volk beliebten „Küchenlieder“ als auch Manches für „das Klavier des Gelehrten“ empfahl.
Carl Joachim Friedrich Ludwig „Achim“ von Arnim wurde 1781 in Berlin geboren und starb 1831 in Wiepersdorf, Kreis Jüterborg-Luckenwalde. Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik und Novellen weisen ihn als deutschen Schriftsteller (wiki) aus. Er zählt zur Heidelberger Romantik neben Clemens Brentano und Joseph von Eichendorff.
Vom Studium der Naturwissenschaften kam er durch die Begegnungen mit Tieck, Goethe und Brentano zu eigenen literarischen Werken.
1805 wurden die zusammen mit Brentano gesammelten und bearbeiteten Texte in Weimar Goethe vorgelegt und im folgenden Jahr als erster Band veröffentlicht. 1808 zog Arnim nach Heidelberg und arbeitete mit Brentano an zwei weiteren Ausgaben, die im gleichen Jahr erscheinen konnten.
Arnim gab die „Zeitung für Einsiedler“ heraus, in der sich die poetische Romantik versammelte: Brentano, Görres, Gebrüder Grimm, Tieck, Schlegel, Jean Paul, Kerner und Uhland. 1809 zog er nach Berlin. Er heiratete die Schwester Brentanos, Bettina.
Die Texte des Wunderhorns findet man im Deutschen Textarchiv (DTA) der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften als Digitalsat und Volltext. Zu Achim von Arnim gibt es eine sehr zahlreiche Literatur (wiki).
Clemens Brentano wurde 1778 in Ehrenbreitstein (Koblenz) geboren und starb 1842 in Aschaffenburg.
Während seines Medizinstudiums in Jena lernte er die Vertreter der Weimarer Klassik kennen: Wieland, Herder, Goethe, dazu die Frühromantiker Schlegel, Fichte und Tieck. Ab 1801 begann in Göttingen die Freundschaft mit Achim von Arnim. Er wohnte und arbeitete immer wieder mit ihm zusammen. 1809 in Berlin gehörte er zur „Deutschen Tischgesellschaft“, die antisemitisch eingestellt war. 1811 reiste er nach Böhmen, 1813 nach Wien, 1815 wieder in Berlin. 1816 entstanden die „Italienische Märchen“ und sein berühmt gewordenes „Gockel, Hinkel und Gackeleia“. Ab 1818 lebte er sechs Jahre in Dülmen, um die Visionen einer stigmatisierten Nonne in vierzig Bänden aufzuschreiben. 1829 Frankfurt, 1832 Regensburg und 1833 München. Werke waren auch katholische Bücher im Umkreis von Joseph von Görres.
Zu Lebzeiten größtenteils unveröffentlicht wurden seine Werke nach seinem Tode vor allem von seiner Schwägerin Emilie Brentano herausgegeben. Die Literatur zu Person und Werk ist zahlreich (wiki).
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